Lange habe ich mit mir gehadert, schreib ich, oder schreib ich nicht? Und warum schreibe ich jetzt wohl diesen Beitrag hier auf meinem Blog?
Altersdiskriminierung war mir natürlich ein Begriff, konnte ich hie und da schon beobachten und hat mich jedes Mal von fassungslos bis sprachlos gemacht. Denn auf der einen Seite soll (oder muss) man bis 67 arbeiten, doch Aufgrund verschiedener Tatsachen (ich nenn das mal flapsig und oberflächlich so) ist dies nicht möglich, nicht zufriedenstellend möglich oder wird einem verwehrt.
Bis 67 arbeiten
Lass mich einmal erklären wie genau ich das meine. Mit „nicht möglich bis 67 zu arbeiten“, damit meine ich körperlich schwer anstrengende Arbeiten, der Lack ist ab, und du hebst beispielsweise keine fünfzig Kilogramm Säcke Zement mehr ohne dass der Rücken mehr als deutlich sagt und sich dann schmerzhaft durchsetzt mit der Bemerkung: „Bursche, hast vergessen, wir sind keine zwanzig mehr!“
Mit „nicht zufriedenstellend möglich und verwehrt“, damit meine ich unter anderem mich persönlich und meine jetzige Situation. Man wird übergangen, nicht mehr gehört und nahezu unsichtbar. Chancen nicht einmal nur gleich null, sondern im Minusbereich.
Das allererste Mal in meinem Leben, dass ich offen verbal geäußerte Altersdiskriminierung erlebt habe, war 2024 im Sommer auf einem Workshop zum Thema Social Media. Nun, der junge Mann, wusste nicht, dass ich schon seit Jahren aktiv verschiedene Social-Media-Kanäle bespiele mit unterschiedlichen Formaten. Dies zu dessen Entschuldigung. Klar habe ich mich aufgeregt, nicht zuletzt Aufgrund der Tatsache, dass ich im Internet schon Zuhause war, zu einer Zeit, in der besagter Mann noch in seine Windeln gepinkelt hat. Und ich kann nicht sagen, dass der Satz „oh, hat das Altersheim heute Abend Ausgang?“ nichts mit mir gemacht hat.
Du merkst, ich rege mich heute noch darüber auf…. Doch ich kam auch ins Nachdenken und begann verschiedene Situationen in meinem beruflichen Alltag zu reflektieren. Deswegen kann ich auch mit Fug und Recht und aus eigenen Erfahrungen behaupten, dass man „nicht mehr gesehen“ und „überhört“ wird. Und dabei spielt der Kontext der jeweiligen Situation überhaupt keine Rolle.
Altersdiskriminierung betrifft auch junge Menschen
Doch Altersdiskriminierung betrifft nicht nur mich als Babyboomer, die ältere Generation, sondern auch junge Menschen. Wäre ich nie auf die Idee gekommen und wollte ich zuerst auch nicht glauben, auch nicht als mir dies erzählt wurde. Und auch nicht, als ich das beobachtet habe. Der Begriff Altersdiskriminierung war für mich lediglich besetzt mit Alter, sprich älteren Menschen. Wobei es sich darüber streiten lässt, ab welchem Alter man zur Gruppe „älterer Menschen“ gehört. Junge Menschen erfahren durchaus Altersdiskriminierung. Und auch dies zeigt sich im Berufsalltag durch Unsichtbarkeit und nicht gehört werden. Und ja, oftmals mit dem plumpen Zusatz „Du bist dazu noch zu jung“ und ohne sich dessen bewusst zu sein, dass schon der verbalisierte Satz im Arbeitskontext eine Diskriminierung darstellt.
In meiner Phase dieses Phänomen besser zu verstehen, letztlich wollte ich das anfangs ja gar nicht glauben, bin ich im Netz auf eine PDF-Datei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gestoßen. Darin steht auf Seite zwei der atz, dass 52% der jüngeren Menschen zwischen 16 und 44 Jahren angegeben hatten, Altersdiskriminierung erlebt zu haben. Erschreckend kann ich hier nur sagen. Und hier geht es zum Handout einer Befragung aus März 2025 welches als PDF-Download zu Verfügung gestellt wird. Respektland – Publikationen – Altersdiskriminierung Erkennen, Verstehen, Begegnen Kurzstudie und Handlungsempfehlungen
Das war es heute von mir zu diesem Thema, das einmal nicht mit Stricken, DIY oder Kreativität zu tun hat. Ich bin leicht angezickt…
Deine Gabriele von Wolloholiker