Der Lack ist ab – Der Moment, als ich mich selbst sah

Der Lack ist ab

Da stand ich vor dem Spiegel, das grelle Licht der Badezimmerlampe offenbarte jede noch so kleine Falte, jedes einzelne graue Haar. Für einen Moment hielt ich den Atem an. Ein Fremdbild blickte mich an, eines, das nicht mehr mit dem übereinstimmte, was ich in meinem Kopf trug und auch so gar nicht mit meinem alltäglichen Tun und meiner überbordender Energie übereinstimmte.

Der Lack ist ab… Jetzt bin ich vor wenigen Tagen einundsechzig Jahre alt geworden. Und hej, jetzt bin ich doch tatsächlich so alt wie alte Menschen, zumindest in meinem Kopf, etwa auch im Spiegel? 

Diese Frau war auch ich

Kurz darauf blätterte ich in einem alten Fotoalbum, da blieb ich bei einem Bild von mir hängen. Ich war Mitte Zwanzig, so wie heute, voller Leben und Energie. Ein Lächeln umspielt meine Lippen, meine Augen strahlen. Und plötzlich wurde mir klar: Diese Frau war auch ich. Nur eben in einem anderen Lebensabschnitt. Lächeln und strahlen kann ich noch immer, nur ist eben der Lack ab!

In diesem Moment fiel ein großer Stein von meinem Herzen. Ich erkannte, dass Schönheit nicht in Falten oder grauen Haaren definiert wird, sondern in der Ausstrahlung, der Lebensfreude und der inneren Stärke. Ich beschloss, mich von eher unrealistischen Schönheitsidealen zu lösen und mich selbst anzunehmen, so wie ich bin. Der Lack ist ab, aber gepflegt sollte die Grundierung doch wohl auch bleiben, oder?

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